Renate im Quartett (Deutschland, 1939)

Regie: Paul Verhoeven
Kamera: WiIIy Winterstein
Bauten: E. Zander — K. Machus
Musik: Norbert Schultze

Personenverzeichnis:
Renate Schmidt – Käthe von Nagy
Peter Vogt – Hans Brausewetter
Kurt Kielmannsdorf – Gustav Fröhlich
Michael Börne – Attila Hörbiger
Paul Erdmann – Harald Paulsen
Walter Bauer – Johannes Riemann
Professor Klinger –  Franz Weber
Direktor – Ingolf Kuntze
Der Gesundheitsprotz – Reinhold Haner
Der Räusperer – Anton Pointner
Hella Schütz – Herma Relin
Frau Amberg Olga Limburg
Dr. N. – Walter Lieck
Toni, Schlittenkutscher – Claus Pohl

Ein TOBIS-Film

Das erfolgreiche Börne – Quartett ist nach dem letzten Konzert von seinem bisherigen Bratschisten Paul Erdmann verlassen worden. Erdmann will ver-suchen, als Geiger einer grollen Tanzkapelle zu größeren Wirkungsmöglichkeiten zu kommen, als sie ihm das schlichte Streichquartett bieten kann. Auch der Ersatzmann, den Erdmann für seine Freunde besorgt hat,muß im letzten Augenblick absagen, da er endlich die ersehnte Professur an der Musikhochschule erhalten hat. Die geplante Tournee des Quartetts ist infolgedessen gefährdet, zumal gute Bratschisten äußerst selten sind. Bei dem Versuch, in der Musikhochschule durch eine persönliche Rücksprache mit dem Direktor den neuernannten Professor wenigstens für eine Reihe von Konzerten noch einmal freizubekommen, hört Walter Bauer aus einem Zimmer die ausgezeichneten Klänge einer gutgespielten Bratsche. Sie wird gespielt von Renate Schmidt, die sich das akademische Orchester für eine Rundfunkveranstaltung engagiert hat. Bauer nimmt sofort die Verbindung mit Renate auf und fragt sie, ob sie in das Quartett eintreten will. Renate ist dazu bereit, allerdings bestehen noch einige Schwierigkeiten, denn sie ist nun einmal eine Frau, und die Mitglieder des Bauer-Quartetts sind aus verschiedenen Gründen höchst abgeneigt, ihre männliche Kameradschaft durch eine Frau zu belasten.

Nach einer anfänglichen Ablehnung, bei der aber alle Quartettmitglieder verraten, wie sehr sie von dem Scharm der jungen Bratschistin entzückt sind, sehen wir Renate tatsächlich bei dem nächsten Konzert des Quartetts in Würzburg auf dem Podium. Das Konzert wird ein großer Erfolg, und in einer netten alten Weinstube wird er gefeiert, zusammen mit Herrn Kielmannsdorf, der seit Jahren mit den Musikern befreundet ist und, so oft er kann, an ihren Veranstaltungen teilnimmt.
Die Nachfeier wird eine fröhliche und kameradschaftliche Huldigung für das schöne Quartettmitglied. Als sich Renate von den vier Männern verabschiedet hat, ziehen diese in ihrer Weinlaune zur alten Mainbrücke, wo die Musiker unter dem Brückenheiligen Nepomuk den Schwur leisten, Renate künftig nur als ihresgleichen, das heißt wie einen Mann, zu behandeln. Kielmannsdorf allerdings, der natürlich nicht mitzuschwören braucht, kann sich eine leichte Skepsis bezüglich der Dauerhaftigkeit solcher Schwüre nicht verkneifen. Im übrigen ladet er die Freunde ein, in seinem Lärchenhof, einem kleinen Gasthof in den Bergen, den er sich aus einem hübschen Privatanwesen errichtet hat, seine Gäste zu sein und sich dort mit der neuen Bratschistin für die künftige Tournee vorzubereiten. Kielmannsdorf, Walter Bauer der Cellist und Michael Börne, die erste Geige, fahren hinaus, indes die zweite Geige, das ist Peter Vogt, und die Bratsche, das ist Renate, noch einmal nach Berlin zurückfahren, um dort geschäftliche Dinge zu erledigen. Bei dieser Gelegenheit gerät Peter Vogt als erster in die Gefahr, die Würzburger Eide zu brechen. Mit den ausführlichen Vorbereitungen eines unbeholfenen Don Juan bereitet er sein Junggesellenzimmer vor, um hier Renate eine seiner Lieblingskompositionen, das „Lie-beslied“. vorzuspielen. Aber Renate weist seine Versuche, aus dem Liebeslied eine Liebeserklärung zu machen, ebenso nett wie entschieden zurück.

Als sie allerdings bei ihrer Ankunft auf dem Lärchenhof unbefangen die Melodie des Liebesliedes vor sich hinsummt, werden bereits Michael und Walter aufmerksam: sollte vielleicht Peter die günstige Gelegenheit des Alleinseins in Berlin benutzt haben, um ein Einverständnis zwischen sich und Renate herzustellen, das über die reine Musikerkameradschaft hinausgeht?
Die vier Musiker beginnen im Jägerstübchen des Lärchenhofes zu proben. Aber leider und merkwürdigerweise entwickelt sich zwischen ihnen allmählich eine gereizte Stimmung, die bisher im Quartett nicht üblich war. Besonders Michael zeichnet sich durrch einen reichlich rauhen Ton gegenüber der doch so sehr bemühten Bratsche aus. Für den unbefangenen Beobachter, und als solcher fungiert in erster Linie Herr Kielmannsdorf, scheint sich im Musikerkreis so etwas wie eine Krisenstimmung zu entwickeln. Walter versucht zwar Renate zu trösten, aber auch dieser Versuch wird von seinen eifersüchtigen Kameraden durchaus mißverstanden und dient nicht zur Wiederherstellung der so notwendigen Harmonie. Da schlägt Kielmannsdorf den Musikern vor, ihre Nerven durch eine Ruhepause und einen Skiausflug zu erholen. Aber auch dieser Ausflug hat keineswegs Erfolg. Michael benutzt vielmehr die Gelegenheit, um sich mit Renate von den übrigen zu trennen und ihr sehr unumwunden und deutlich seine Liebe zu erklären. Renate läßt es sich zwar gefallen, daß er sie küßt, sie weiß ihn aber auch gleichzeitig zu vertrösten, denn sie fürchtet, daß eine energische Zurückweisung Michaels die so schon gefährdete Situation des Quartetts noch mehr komplizieren würde.

Bei der Rückkehr vom Skiausflug finden die Musiker plötzlich einen Besucher vor: Paul Erdmann. Erdmann hat keineswegs bei seiner neuen Tätigkeit den Erfolg und die Befriedigung, die er sich davon erhofft hatte, aber sein Platz im Quartett ist besetzt, er kann nur am Abend noch einmal im Lärchenhof zusammen mit den drei früheren Kameraden spielen. Kielmannsdorf ist hinterhältig genug, Renate darauf aufmerksam zu machen, wie sehr doch eigentlich diese Vier zusammenpassen und wie einträchtig sie zusammen musizieren. Erdmann reist wieder ab. Als Michael, der ihn zur Bahn begleitet hat, zum Lärchenhof zurückkommt, ist nur Renate im Haus, die übrigen haben sich in die nahe Dorfwirtschaft begeben, um hier den begonnenen Abend fortzusetzen. Michael überredet Renate, auch noch mit ihm hinunterzugehen. Leider ist er durch die vielen Abschiedsschnäpse in der Bahnhofswirtschaft nicht mehr ganz Herr seiner Gefühle, er wird im Laufe des Abends Renate gegenüber so deutlich, daß sie ihn nur noch ärgerlich zurückweisen kann, und daß die beiden anderen Quartettisten äußerst eifersüchtig und verstimmt seinem Gehabe zusehen. Der enttäuschte Verehrer greift schließlich zu einer Geige und versucht nun, wie ein wildgewordener Zigeunerprimas seine von Renate verschmähten Huldigungen bei der ebenso hübschen wie leichtlebigen Wintersportlerin Hella anzubringen. Empört über diese Geschmacklosigkeit verläßt Renate das Wirtshaus.
Kielmannsdorf, der sie nach Haus begleitet zeigt sich jetzt als wirklicher Freund. Er versucht ihr gut zuzureden, denn schließlich sind es doch nur Kindereien, die den Bestand des Quartetts zu bedrohen scheinen. Mit diesen Kindereien wird Renate jetzt endgültig Schluß machen. Zum Beweis dessen wirft sie die Huldigungsmen, die täglich in ihrem Zimmer aufgebaut werden, energisch in den Papierkorb, was nun allerdings auch nicht richtig ist, denn diese Blumen stammen keineswegs von einem der drei Musiker, sondern von Kielmannsdorf.

Alle guten Vorsätze, die sie für die weitere Zusammenarbeit am Abend gefaßt hat, werden am nächsten Morgen bei der Probe zunichte. Der enttäuschte Michael läßt seinem Temperament die Zügel schießen. Von einem Zusammenspiel kann keineswegs mehr die Rede sein, und Michael vergißt so weit seine Rücksicht, daß er Renate vorwirft, sie sei an allem schuld. Das schlägt dem Faß den Boden aus. Einer nach dem anderen verläßt das Probenzimmer. Das Quartett scheint tatsächlich aufgeflogen zu sein, und Renate packt ihre Koffer, um abzureisen. Wir sehen sie aber nicht allein, sondern in Begleitung von Kielmannsdorf davonfahren, und die zurückgelassenen Musiker erhalten bald darauf ein Telegramm, in dem zu lesen steht: „lch denke, wir werden besser spielen, wenn wir weniger probieren. Das Repertoire steht ja fest. Auf Wiedersehen in Baden-Baden beim Konzert. Renate.“

Am Konzertabend in Baden-Baden stehen Peter, Michael und Walter bereits wartend im Künstlerzimmer. Renate ist noch nicht eingetroffen. Die Zeit des Anfangs ist bereits etwas überschritten. Schließlich müssen sie sich entscheiden, das Konzert tatsächlich abzusagen. Kaum aber steht Michael auf dem Podium, als plötzlich neben ihm Erdmann erscheint und Michaels Einleitungssätze an das Publikum dahin fortsetzt, daß das heutige Konzert in der alten ursprünglichen Besetzung des Quartetts stattfindet. Renate und Kielmannsdorf aber schleichen in den Saal als stille Zuhörer. Sie sind sich beide in der weiteren Gemeinsamkeit ihres Lebens inzwischen einig geworden.

Quelle: „Das Programm von heute“Renate im Quartett

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